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Autor: admin

  • 43 Kapitel * “Krümel”


    Rydberg verfluchte die Technik. Er stand in Shorts und Hoodie auf seinem Schurwollteppich und hatte das Bose-Soundsystem mit Steely Dan verkoppelt.
    “Peg” von Michael McDonald in der 40. Variante besungen, perlte durch den Raum und schmiegte sich an Wände und Möbel in Rydbergs Loft. Gerade war das genau das Richtige für seine Ohren. Warum hatten die Menschen Smartphones, wenn sie nicht mehr dran gingen – an das phone hinter smart? Weil es smarter war zu texten und asynchron zu kommunizieren? Sicher konnte man heute aus dem Rauschen der Daten, die ein jeder Nutzer dieser Geräte hinterließ, sehr viel genauere Suchprofile erstellen, als jemals jemand zu glauben gewagt hatte. Sicher gab es den Quotienten mit dem man alles berechnen konnte. Heute war ein Mensch und Täter mehr als nur Fingerabdruck,
    Haarfarbe, Größe und Gewicht und die Warze auf der Wange. Android oder Iphone, Smart oder Oldschooolphone, Facebook oder Google+, SMS-Schreiber, Handyflatrate.
    Die Anzahl der Chatnachrichten, deren Frequenz, die Zeit zwischen den Antworten, Groß-und Kleinschreibung, Nutzung von Smileys, das alles waren feine Nuancen, die aus jedem Kontakt eine digitale Mimik und Gestik machten, die der realen Begegnung ein Pendant gaben. Rydberg hatte noch nicht viel mit Büscheling zu tun gehabt, aber dass dieser sich nicht am Telefon meldete erschien hochgradig seltsam. Der war schon von Berufs wegen ein Telefonierer und mit der Übergabe seiner Handy- und Festnetznummer hatte er sich gegenüber Rydberg als ebensolcher offenbart. Hätte Büscheling ihm Facebook gegeben oder eine googlemail Adresse hätte Rydberg diese Wege auch in Betracht gezogen. Aber das passte nicht zu Büscheling. Rydberg wartete fünf Minuten während er eine Zigarette rauchte, dann drückte er erneut auf die Wahlwiederholung. Ein Dutzend Mal hatte er in den letzten Stunden versucht
    Büscheling ans Ohr zu bekommen, aber dieser blieb eine Antwort schuldig. Da ging noch nicht mal eine Mailbox ran. Das machte Rydberg fuchsig und nervös. Er stand inmitten seiner 95 qm Wohnung auf St. Pauli und schaute auf die Dächerlandschaft des naheliegenden Kiezes. Die Wohnung war seine Festung der Einsamkeit und nur selten
    war ein anderer Mensch hier länger als zwölf Stunden zu Gast gewesen. Die wenigen Frauen, die diese Marke überschritten hatten, brannten wie Narben eines schlechten Tatoos an der Außenseite seines Herzens. Eine hatte ihm mal ein Brennen am Schwanz beschert. Ein nicht kontrollierter Unfall nach einer durchzechten Nacht – damals als er noch trank. Damals. Rydberg liebte es sauber. In seiner Wohnung einen Krümel zu finden war ein Ding der Unmöglichkeit. Ein schweres Erbe von seinen Eltern. Rydberg hatte Probleme mit einem Problem. Er hasste Dreck. Und er hasste Staub.
    Und er hasste Unordnung.
    Und er musste putzen.
    Das hatte er die letzten sechs Stunden getan. Er war mit einem Taxi der Klinik entflohen – hatte sich nach dem Betreten seiner verlassenen Wohnung direkt ins Bett geschmissen, um dort zwölf Stunden in einem komatösen Albtraum zu verbleiben. Dann war wie an jedem anderen Morgen exakt um 6 Uhr aufgestanden. Da er nicht zur Arbeit musste, hatte er sich in seiner Küche einen Latte Macchiato gemacht und war danach in seiner Abstellkammer verschwunden, wo er sich bis zu den Zähnen mit Putzutensilien eindeckte. Bewaffnet mit Staubmop, Eimer und Wischmob hatte er
    anschließend begonnen, den Wohnbereich in den für ihn erforderlichen Zustand zu bringen. Zwar hatte er eine Putzfrau, die notgedrungen in seiner dreimonatigen Abwesenheit eine gewisse Grundreinigung übernommen hatte, aber das war noch weit unter dem Niveau, welches Rydberg für angemessen hielt. Besser man lässt Rydberg ran, dort wo Mutti nicht mehr putzen kann.
    Er hatte Gummihandschuhe bis über die Ellenbogen gezogen, Überzieher an seinen Hausschuhen befestigt und trug nur ausnahmsweise keinen Papieroverall, weil er den letzten, bei dem Versuch sich in der Hamburger Innenstadt von einem Dach zu stürzen, zerrissen hatte. Das war vor seinem Ausflug in die burnout-Welt. Lange Geschichte. Keine schöne Geschichte und sie hatte viel mit blonden Locken zu tun, die seine Verlobte dutzendweise in seiner Wohnung verloren hatte, bevor sie verschwand und nur noch vereinzelte Locken übrig waren. Noch längere Geschichte. Rydberg zog fest an seiner Klötze. Das war der einzige Dreck, der in seiner Wohnung erlaubt war auch wenn er sich größtenteils in die Kapillargefäße seiner Lungenflügel einnistete. Penibel strich er die Asche in einen der fünf Design-Aschenbecher, die an strategischen Orten in seiner Wohnung platziert waren, und bewunderte sein Werk. Nachdem er den Boden grundgereinigt hatte, sämtliche Flächen geputzt und die Buchoberseiten in seiner Bibliothek von Staub befreit wusste, hatte er außerdem alle Kabel der Wohnung – welch lästiges Relikt des letzten Jahrtausends – von ihren Kabelbindern befreit. Danach hatte er seinen neu erworbenen BOSE-Zeitgeist-Verstärker, der drei Monate lang bereits verpackt im Flur stand und auf seine Rückkehr wartete, in die Kabelläufe integriert und wieder alles hinter den Schrankelementen unsichtbar werden lassen. Kompliziert war das schon, aber es war auch die Sache wert, wie Rydberg fand. Kein Kabel war jetzt irgendwo zu sehen und der neu hinzugefügte Verstärker gab dem satten Klang seiner Dolby-Surround 5.1 Klangwelt noch weitere Dezibel Volumen. Rydberg war zufrieden und verstaute sämtliche Hilfsmittel in der Abstellkammer. Er schob sich eine neue Klötze in den Mundwinkel. Es ging ihm gut, oder? Bloß keine Selbstzweifel aufkommen lassen und schnell mal die Musik ändern. Steely Dan hatte mehr Ideen in einem Song als mancher Musiker in seinem ganzen Leben, aber jetzt brauchte er etwas raueres. Weniger Ideen und Perfektion, mehr gute, brutale Emotion. Energie. Pure Energie und Pathos. “Placebo” ging da immer und er hatte gerade zwei Titel aus einem der besten Alben der letzten 20 Jahre durchgehört, als die ersten Akkorde von „Follow the cops back home“ ertönten. Rydberg hatte das Warten satt.
    Er griff zu seinem Heim-Iphone und wählte. Nach dreimal Klingeln nahm eine junge Stimme ab.
    „Büro des Amtsleiters. Söhle am Apparat.”
    Rydberg hatte eine ganz alte Nummer gewählt, die er aus unerfindlichen Gründen nie vergessen hatte.
    „Rydberg. Hallo. Ist Müggler zu sprechen.”, er gab sich kurz und knackig – was sollte er sich auch groß erklären. „Ehmmm… also Herr Rydberg. Darf ich fragen um welche
    Angelegenheit es geht und wie sie zu dieser Nummer gekommen…”
    „Ja, dürfen sie – aber ich habe keine Lust. Sagen sie ihrem Boss, Rydberg hätte angerufen und die Nummer auf dem Display schreiben sie sich auf. Danke.”
    Rydberg war sich sicher, dass er so am schnellsten an Müggler herankäme, der sich, falls ihm dieses Greenhorn die Nachricht übermitteln würde, sicherlich sofort melden würde.
    „Gut, Herr Rydberg… darf ich trotzdem fragen, um was es geht?”
    Hier war ja einer von der ganz durchtrainierten Sorte, dachte Rydberg und blies den Rauch seiner Klötze durch die Nase in den Raum.
    „Schreiben sie RYDBERG auf einen Hafti und dazu meine Nummer, Jungchen! Und dann kleben sie Müggler das an seine Scheibe. Ich habe auch einmal für euren Verein gearbeitet.”
    Rydberg legte auf und bemerkte, dass sein Puls ein wenig in die Höhe gegangen war.
    Hatte! Gearbeitet hatte!
    Die Anlage pegelte die Musik wieder hoch, die automatisch bei dem Telefonat ausgeblendet worden war, und ein kleiner Brian Molko verfolgte zu einer wunderschön perlenden Gitarre immer noch Polizisten nach Hause und raubte deren Häuser aus. Dieser kleinen Arschkrampe würde er was Hinter die Löffel geben, wenn sie hier bei ihm auftauchen würde. Wenn er dann noch Bulle wäre. Rydberg schwelgte in Sound einer typisch englischen Gitarrenschule und lauschten den Weisen eines jungen Mannes, der viel mehr vom Leben wusste, als sein Aussehen erwarten ließ. Placebo ging einfach immer und versöhnte ihn mit der Welt und allen Frauen darin, auch wenn er von den meisten Damen die Bilder nur noch in blassen sepiafarbenen Abzügen aufrufen konnte.
    BANG!
    Wie immer von einem leichten Ausfaden des Soundsystems begleitet, erschreckte Rydberg der plötzliche Klingelton seines Festnetzes. Leicht verdattert registrierte er die Nummer auf dem Display der Anlage und griff zum Hörer, den er noch vor einem Song auf die Station gestellt hatte.
    „Müggler hier! RYDBERG – was zum Hergott wollen sie?”
    Mügglers Stimme war dieselbe wie damals und sein Satzbau schnörkellos wie immer. Rydberg konnte nicht gerade sagen, dass er das vermisst hatte, aber vielleicht konnte er schnell mit einem Telefonat alles mögliche erledigen.
    „Hallo Müggler. Ich habe vorgestern einen alten gemeinsamen Bekannten von uns wiedergetroffen. Halb beruflich, halb privat. Er hat mir seine Nummer gegeben – aber ich kann ihn darauf nicht erreichen…”
    „Und deswegen rufen sie hier an!…”, Müggler bekam kleine Schaumperlen am Mund, die Rydberg durch das Telefon knisternd platzen hören konnte.
    „Es geht um Büscheling.”, Rydberg war auf seinen Fatboy gesunken und hatte nicht vor, das Gespräch länger als nötig zu führen, also spuckte er die wichtigen Fakten schnell raus. Stille! Aber nur ganz kurz.
    „Büscheling? Wie kommen sie ausgerechnet auf Büscheling!”, Müggler schnauzte los.
    “Ich bin froh, dass er noch lebt, denn wer der aufwacht, werde ich ihm mächtig in den Arsch treten…”
    „Aufwacht?”, Rydberg stutzte. Stille. Klicken im Kopf.
    „Büscheling hat gestern was abbekommen und kann von Glück sagen, dass er noch in Stücken ist, aber…”, Müggler war sichtlich gestresst und kurz davor Dienstgeheimnisse an einen ehemaligen Mitarbeiter auszuplaudern.
    „… aber dass er auch noch seine Auszubildende verliert…”
    Ex- Bulle hin oder her, Rydberg war mal einer von Ihnen und einer von den Besten, die es je gab und warum er ausgerechnet gerade heute anrief und Büschelings Namen nannte, machte Müggler angesichts der flauen Fahndungslage sehr neugierig.
    „Rudolph? Die habe ich auch kurz kennengelernt…”, Rydberg hatte sich aus dem Fatboy aufgerichtet und streckte sich hinüber zu seinem zweiten Iphone, das an einem der Dutzend Ladegeräte in der Wohnung hing.
    „Woher weißt Du das alles?”, Müggler duzte Rydberg, was nur als Zeichen eines nahenden Kontrollverlustes zu werten war.
    Ja, woher wusste Rydberg das alles. Das wollte er nicht einfach so preisgeben und es ging Müggler eigentlich auch nichts an. Er hatte innerhalb der letzten drei Tage einige schräge Sachen erlebt und wäre gerne davon verschont geblieben, aber Büscheling war einer seiner ältesten und vielleicht einzigen Freunde, auch wenn sie sich Jahre lang nicht gesehen oder gesprochen hatten.
    „Wo kann ich Büscheling sehen?”
    Rydberg kannte die Abteilungen sämtlicher Hamburger Krankenhäuser und wusste in welchen Polizisten behandelt wurden.
    „Nordberg. Er liegt in Nordberg. Aber Du kommst da nicht alleine rein! Ich bin um 17 Uhr dort. Treffen wir uns vor Station 5.”
    Müggler wusste zwar nicht warum er sich innerhalb dieses Gespräches darauf einließ, aber er hatte einen schwerverletzten OHK im künstlichen Koma, eine verschwundene Polizeischülerin, Besuch vom MAD und ein dauerklingelndes Smartphone. Außerdem hatte sich die Presse, die wie in jedem schlechten Film den Polizeifunk abhörte, auch an seine Dienststelle gewandt, nachdem der Feuerwehreinsatz im beschaulichen Lurup am gestrigen Abend einigen Anwohnern nicht verborgen geblieben war.
    Zwei verwirrte Männer beendeten ihr Telefonat und keiner war schlauer. Rydberg wollte eigentlich nicht aus dem Haus, nachdem er es sich gerade so gemütlich gemacht hatte. Vielleicht wollte er nie wieder aus dem Haus. Höchstens im Dunkeln oder zum Kiosk an der Ecke. Bei Büschelings Namen machte es aber immer wieder Klick im Kopf, und Rydberg hatte nicht eine Sekunde gezögert zur Garderobe im Flur zu gehen. Nach Nordberg waren es bei guten Verkehr 25 Minuten. Er würde die SR-500 nehmen. Die brauchte dringend wieder mal Bewegung und Rydberg wollte einen schmalen Schatten und hohe Beschleunigungswerte haben falls nötig.

  • Kapitel 1 * Russland eine ehemalige Großmacht

    „Guten – ärr Abend – ich heiße Dimitri Domandszri Oblawgev
    und bin ihres Nachtwache heute fürs Nacht.
    Sie können mit allen ihres Problemens zu mir nach vorne
    kommennn. Gutes Nacht.“
    Die Tür hatte sich gerade geschlossen, doch das Gegacker
    war schon im vollen Gange.
    Römer lief rot im Gesicht an und sagte gar nichts – während
    Schumann sich in die Kissen rollte und Tränen gackerte.
    Ein dürrer und nicht all zu hoher, kleiner Mann war eben
    aus der Tür verschwunden, doch das Schauspiel das er
    geboten hatte klang nach.
    Römer japste nach Luft und kringelte sich in die Laken
    seines Bettes, dabei streckte er seinen Kinderarsch in die
    Luft und wirkte wie etwas zwischen Robbe und gestürztem
    Pferd.
    Schumann erstarrte in einer Vorstufe des Wahnsinns.
    Er hatte in den letzten drei Monaten einige Variationen von
    Absonderlichkeiten hier erlebt.
    Radebrechende Russen konnten ihn eigentlich nicht
    erschüttern – aber dieser eben verschob die Messlatte
    gewaltig.
    Nein, lieber würde er seinen Versicherungsschutz riskieren,
    den Autoschlüssel aus dem Schrank holen, um anschließend
    mitten in der Nacht über die Autobahn zu rasen und in
    seiner Heimatstadt einen katholischen Pfarrer aus dem Bett
    klingeln.
    Diesen würde er dann in den Beichtstuhl der St.
    Marienkirche schleppen.
    Alles besser als diesem radebrechenden zwanzigjährigen
    Russen inmitten der Nacht seine Sünden und “Problemens”
    auszubreiten.
    „Was war das denn?!“, unterbrach Römer seinen heimatlichen
    Gedankenausflug und sein atemloses Gegacker.
    „Was war das denn bitte schön eben?! Wollen die uns
    verarschen?“, Römers Stimme überschlug sich zu einem
    schwulen Stakkato und es würde noch einiges folgen.
    „Ich geh jetzt ins Foyer von dieser Scheisskiste und
    klingel den Chef raus…”, heiße Luft konnte Römer gut, wild
    nestelte er an seiner Jogginghose und versuchte
    gleichzeitig in seine Hausschuhe zu schlüpfen.
    Schumann konnte in einer Pause ein wenig Luft holen und
    atmen.
    War alles schon nur noch halb so schlimm.
    Hatte schon schlimmere Sachen erlebt.
    „Ach, lass mal – ist doch lustig…“, warf er ein doch da
    war Römer schon durchgedreht und hatte laut zeternd das
    Doppelzimmer, das eigentlich ein Dreibettzimmer war,
    verlassen.
    Schumann konnte also in Ruhe weiter in seiner Phantasie
    turnen und merkte sogleich, wie der aus dem Schlaf
    gerissene Pfarrer ihn geil anschaute und sich ohne
    Widerstand die Hände auf den Rücken fesseln ließ.
    Schumann stöhnte und konnte es nicht glauben, aber wollte
    es zu Ende bringen und stieß den Pfaffen weiter den Gang
    entlang durch eine dämmerige Bude, die offenbar seine
    Dienstwohnung war.
    Einen langen Gang entlang und immer tiefer ins leicht
    muffige Dunkel der Sakristei – oder wie das hieß.
    Durch die Tür und dann rechts, hinein in den neogotischen
    Bau, der Schumann in seiner Kindheit so verhasst war,
    hinein in eine kühle offene Aula mit einem dieser
    neumodischen Altare und schlichten Holzbänken.
    „Darf ich fragen – welches meiner Schäflein begehrt so spät
    des Nachts Gottes Zuspruch!?“
    Schumann ekelte sich – das war zuviel – und außerdem nicht
    echt.
    So nahm er den Iinksseitig auf einem Podest stehenden
    Kerzenleuchter, der eben in Griffweite aufgetaucht war,
    und zog ihn ohne weitere Verzögerung mit einer eleganten
    Bewegung über den Schädel des Pfaffen.
    Der Ton fehlte, aber das Feedback kam schnell und optisch
    brillant.
    Eine staubige Fontäne sprühte in die kühle Luft der Kirche.
    Blut sprudelte aus einer klaffenden Wunde über des Pfaffen
    rechten Auges und stumm, mit offenem Mund, fiel dieser wie
    ein Sack in sich zusammen.
    „Keines Deiner Schäflein – das hättest Du wohl gerne
    gehabt, Du Schwanztrine!“
    Schumann ließ den Leuchter fallen, stopfte sich eine
    Handvoll Hostien aus einer Schale in die Tasche seines
    Parkas und ging.
    Die Tür zu und raus aus den Klamotten.
    Der Duschvorhang zur Seite und schnell den Druck von nahezu
    kochendem Wasser in sein Gesicht.
    Wasserdruck, der sonst in Hamburg fehlte, war hier am
    Stadtrand in Fülle vorhanden und die Temperatur reichte
    vom gefühlten minus 10 Grad bis knapp an die Schwelle, bei
    der sich Hähnchenhaut vom Hähnchen löste und mit kleinen Fettblasen im Ausguss verschwand. Rauschen. Druck. Ausschalten. Schumann kochte sich frei von Schuld und Sünde, oder was auch immer.

  • 24 Kapitel * ,,Büscheling, Rudolph & der 107jährige Drache“

    „Na, war doch gar nicht so schlimm, oder?“
    Büscheling schob sich seinen Notizblock in die Gesäßtasche und bog um die zwei Meter breite Hecke der Villa. Hinter sich hatte er Rudolph im Schlepptau, die sich noch mit einem Winken bei der alten Dame am Fenster verabschiedete. Sie hatten eine Stunde damit zugebracht den Anekdoten Frau Schwartaus zu folgen und dabei den „Tatort“ zu sichern. Neben diesem stand nicht unpraktisch ein Gartenpavillon, in dem eine gute Seele von Hausangestellter Kaffee und Franzbrötchen kredenzte, während Freifrau von Schwartau, die Geschichte ihrer Familie vom 30-jährigen Krieg bis zum gestrigen Anschlag auf ihre Regentonne wiedergab. Büscheling hatte seinen Block wieder im Einsatz und ließ seine „Assistentin“, wie Frau Schwartau sie wohl eingangs kurz genannt hatte, die Spuren aufnehmen. Offenbar gab es tatsächlich ein paar Fußabdrücke von Turnschuhen und zwei leere Flaschen Alkopops, die den Verdacht erhärteten, dass jugendlicher Leichtsinn ca. 5000 Liter butterweiches und antikes Regenwasser vernichtet hatten.
    „Und ein Beet mit Horthensien“, wie Rudolph noch geflissentlich unter Schäden im Protokoll vermerkt hatte. Die waren komplett ausgespült und lagen flach entwurzelt auf dem angrenzenden Rasen. Nach einer Stunde Konversation und der nachdrücklichen
    Versicherung, dass man dem Vorfall verfolgen würde, hatte Büscheling seinen seniorigen Charme wieder eingefahren und versucht sich und „seine reizende Assistentin“ aus dem oberschlesischen Hörsaal zu entlassen. Als er sich aus den Tropenholz-Sesseln erhob, die aussahen als hätten sie zu Kaisers Zeiten auf einer afrikanischen Plantage gestanden, landete er allerdings keinen Volltreffer bei Freifrau von Schwartau: „Wir müssen uns schließlich auch noch um andere bösen Buben kümmern.“
    Die Dame zog ihre bis zur Unerträglichkeit geglättete Stirn etwas kraus und ließ dann abrupt die Mundwinkel fallen. Behände erhob sie sich und schritt damenhaft aus der Szene. Dabei zischte sie Büscheling über die knochige Schulter an:
    “…und vergessen sie ja nicht, das Aktenzeichen hier zu lassen, damit ich die Sache gleich an meinen Anwalt geben kann…“
    Hamburger Pfeffersäcke halt! Büscheling ließ mit dem Chip die Autotür aufpeppen und schritt durch die Gartenpforte.
    „Nicht schlimm!“, Rudolph legte nach dem Verlassen des Grundstücks ihre Contenance ab.
    „Nicht schlimm!?“, zischte sie leise Büscheling zu, so dass es niemand sonst hören konnte. Die Hecken hier in Blankenese waren eine Spezialzüchtung, aber Schallschlucken war nicht ihr Spezialgebiet. Beide rutschten in den Wagen, der schon ein bisschen mehr Schutz gab, und Rudolph feuerte ihre Aufzeichnungen und Dienstmütze in das geräumige Fach vor ihren Knien.
    „Na na na, Frau Kommissaranwärterin Rudolph…“, setzte Büscheling ein und ließ den Wagen gemächlich anrollen.
    „Die alte Krähe spinnt wohl! Was glaubt die denn wer wir sind und womit wir so unsere Zeit verbringen!”
    Rudolph kam in Fahrt, was Büscheling allerdings nur zu gut verstand.
    „Die soll ihrem mexikanischen Gärtner, den sie wahrscheinlich im Zwinger hält, die Tonne wieder auffüllen lassen und uns nicht mit so einem Mist belästigen!“
    Das wird der ganz große Rundumschlag.
    „Wir haben jetzt eine Stunde bei diesem Vampir verdaddelt und da hätte ich lieber Katzen aus dem Baum gerettet oder Fahrraddiebe gejagt.“
    „Das kann meine Assistentin also auch ?“
    Büscheling steuerte den Streifenwagen gemächlich durch den Zick-Zack-Parcour der parkenden Gartenbaufahrzeuge. Große Hecken brauchten große Scheren, und große Gärten brauchten Gärtner und gaben schöne Rechnungen am Anfang und Ende eines jeden Sommers.
    „Oh, mach mich nicht noch wütender!“, Rudolph boxte Büschelings rechten Oberschenkel. Und das schmerzte nicht wenig bei einer trainierten Kampfsportlerin.
    „Au! Ich glaube ich muss mir die Dame mal zur Brust nehmen und züchtigen! Au!”
    Büscheling war ein harter Hund und musste an seine jungen Jahre im Dienst denken. Ja, wie hieß es so schön: es gab gerecht und es gab gerechter. Rudolph schmollte und blätterte in den Einsatztickets. Der Funk war leise und sie hatten keine aufgelaufenen Notrufe oder “Calls”.
    „Schau mal da oben auf das Ticket.“
    Ohne die Straße aus dem Blick zu lassen deutete Büscheling auf den eben quittierten Auftrag.
    „Das „P“, das Klotz da drauf gekringelt hat, rate mal, wofür das steht.“
    Büscheling lehnte sich am Steuer zurück und ließ Rudolph grübeln. Rudolph schnaubte. Sie hatte das “P” dort natürlich schon längst entdeckt, es aber nicht einer Frage wert befunden. Sie konnte nicht glauben, womit sie gerade eben ihre Zeit vergeudet hatte und ließ den Blick durch die endlose Reihe der Hecken streifen. Hier standen Milliardenwerte an Nach- oder auch noch Vorkriegsimmobilien und stanken einfach nur nach Geld und Stagnation. Wenn auch nur in jeder zweiten Villa solch ein Drachen neben einer Regentonne hauste, würde sie direkt nach dem zweiten Lehrjahr ihre Versetzung nach Billstedt oder Wilhelmsburg einreichen. Sie wollte Menschen helfen und nicht irgendwelchen gelifteten Hundertzehnjährigen die Fotos für den
    Versicherungsvorgang machen. Der Drache eben sah aus, als wenn er mehr Botox und BUHON als Blut im Körper hatte und auch wenn die Freifrau sicher mal eine richtig hübsche Perle gewesen war, hatte sie den Absprung Richtung würdigen Alterns eindeutig verpasst. Davon zeugten die gut versteckten, aber doch zu erahnenden Narben unter dem Haaransatz im Nacken und hinter den Ohren, die Rudolph nicht verborgen geblieben waren. Hier hatte einer der circa 200 Hamburger Schönheitschirurgen, die sicher auch hinter einer der Hecken residierten und zur Tarnung ein paar Kinderspielgeräte im Garten aufgestellt hatten, sein Werk vollbracht – vielleicht sogar im Rahmen der Nachbarschaftshilfe. Rudolph war gerade ein bisschen übel und sie hatte überhaupt keine Lust über das “P” nachzudenken. Sicher eh nur einer der dämlichen Bullenwitze. Der Polizeiwagen rollte gemächlich die endlose Reihe der Prachtbauten entlang und so mancher der zahlreichen, geschäftigen Gärtnergehilfen erstarrte bei dessen Anblick. Sicher waren nicht alle, der mit großen Baumsägen und elektrisch betriebenen Heckenhäckseler ausgerüsteten, Aushilfen krankenversichert und vielleicht auch noch nicht mal polizeilich gemeldet. Aber dafür gab es die Kollegen vom Zoll und Arbeitsamt.
    „Das „P“ steht für Präsenz!“, sagte Büscheling und grinste dabei einem südländisch aussehenden Rasenmähermann an, der gerade beim Abladen eines Gerätes von einen Anhänger zur Salzsäure erstarrt war.
    „Unser lieber Einsatzleiter hat in seiner großen Weisheit die Aufgabe uns auch in bestimmte Viertel zu schicken. Die Fälle sind meist banal und neben dem ganzen anderen Dreck nicht wichtig, aber die Fahrt hier durch die Straße und unser beider Adlerblick sind das Wichtige.“
    Büscheling schwang, wie um das zu unterstreichen, seinen Arm aus dem Fenster und überließ gönnerhaft einer der gerade ausparkenden Gartenfirmen die Vorfahrt. Rudolph rückte ihren Hintern wieder auf dem Sitz zurecht. Sie fühlte sich ertappt.
    „Mir ist der schlaffe Kaffee von Frau Schwartau und ihre Horrortensionsiendingsda auch reichlich egal“, sprach Büscheling weiter, während Firma “Baumkrone” vor ihm
    vorsichtig aus der verschatteten Heckeneinfahrt heraus bugsierte und der Fahrer dabei mehr an seine 6 Punkte in Flensburg dachte, als an das defekte Rückfahrlicht und den
    wahrscheinlich 10 Jahre alten Verbandskasten.
    „Die Damen und Herren hier spülen anteilig die meisten Steuern ins Säcklein der Stadt.“, ergänzte Büscheling seinen Vortrag und zuckelte mit exakt 29,8 KmH dem
    Rasenmähermann hinterher.
    „Die wollen uns nur ab und an hier mal sehen, aber auch nur kurz, und dann regeln sie die meisten Sachen eh mit Versicherung und privaten Schutzdienst.”
    Büscheling spürte wie Rudolphs Hand auf seinen Oberschenkel mit kreisenden Bewegungen ihre Wiedergutmachung demütig andeutete.
    „Ich hab´s verstanden Chef.”, säuselte sie und war deutlich entspannter als eben noch.
    „Und jetzt kümmern wir uns aber um die richtig bösen Buben?”, flötete sie ihn an und zog den Knüppel hart an die Innenseite seines Schenkels. Büscheling stöhnte leicht auf, bog gemächlich in eine der Hauptverkehrsadern, die Hamburg von West nach Ost komplett durchteilten, und schob dabei ein wenig unwillig ihre Hand von seinem Schenkel fort.
    „Ja, Frau Kommissariatsanwärterin. Jetzt schauen sie mal schön, was wir da als nächstes auf der Liste haben und machen den Funk ein wenig lauter.”, er war geil und hart und dachte an alle möglichen verlassenen Villen hier im Viertel, in denen er jetzt gerne mal der jungen Kollegin den Arsch versohlt hätte. Aber er war zu sehr Profi und Genießer, um seinen Pflichten nicht nachzukommen.
    „Aye Aye, Sir!”, grinste Rudolph und klappte den nächsten Einsatzzettel hoch.
    Irgendwie war sie gerade sehr abgelenkt und etwas in ihrem Hinterkopf wollte noch eine spitze Bemerkung zu der alten Lady abgeben, aber bei der Berührung Büschelings adrigen Schwanzes hatte sie das wohl gerade vergessen.

  • Kapitel 49 * „Rutsche und Bartosch?“


    Rydberg hatte lange nicht mehr diesen Weg gewählt. Manchmal fuhr man eben aber auch nicht selbst, sondern etwas fuhr einen. Er genoss den Blick über die tausend Lichter der Stadt und rollte mit gemächlichen 50 KmH die lange gerade Rampe in den
    südlichen Teil Hamburgs hinab. Das war hier irgendwie fast wie aus Teilen einer Carrera- Bahn gebaut, hatte er einen Augenblick gedacht und merkte, wie sich die Erinnerung an den Kontakt mit den Plastikteilen in seine Erinnerung schob. Brücken, steile Kurven und lange Geraden. So etwas hatte man damals zusammengesteckt und war stundenlang im Kreis darauf herumgejagt. Jetzt bog er ab und fuhr in Richtung Bahnhof. Wilhelmsburg war ein Stadtteil, den man suchen musste zwischen Containern, Fabriken und Brücken. Da wo das “Alte Land” auf die harte, brutale industrielle Realität stieß, von der man auf der anderen Elbseite so wenig mitbekam, lebten ganz normale Menschen.

    Rydberg hatte hier sein Studium und seine ersten Berufsjahre bei der Polizei erlebt.
    Lange war er nicht mehr hier gewesen und vielleicht hatte sich auch alles geändert – aber einige Dinge änderten sich vielleicht auch nie – dachte er als er im Schein eines
    Kneipenschildes ausrollte.
    „Die Kurve”
    Ein Schild wie kein anderes und ein Versprechen. Seit seinem letzten Besuch waren bestimmt 2 Jahre vergangen, ergab eine schnelle Recherche im Kopf. Alles war beim Alten und so musste das bei Stammkneipen auch sein, sonst wären sie ja nie welche geworden. Dass er eine Stammkneipe hatte, musste er wohl irgendwann vergessen haben, dachte Rydberg beim Durchschreiten des dicken Vorhangs hinter der Eingangstür. Viele unbekannte Gesichter doch auch viele Bekannte. Rydberg fühlte sich sofort wie zu Hause. Der Laden war gut gefüllt und es herrschte ein angenehmer Lärm ohne Aggressivität. Man stand, man saß, trank Bier oder anderes und quatschte
    angeregt an allen Ecken. Rydberg schob sich durch die Reihen der Gäste in Richtung
    Tresen. Dahinter stand ein entspannter Endvierziger mit grauen Schläfen, einem trainierten Oberkörper und gepflegten Äußeren und zapfte Pils. Heintje, der eigentlich Rolf hieß, war tagsüber Zahnarzt und abends Barkeeper. Vor zehn Jahren hatte er “Die Kurve” von einem Onkel geerbt und sich sofort entschlossen die alte Traditionskneipe
    selbst weiter zu führen. Des ewigen in kariesdurchzogene Münder Starrens überdrüssig, hatte er die Leitung der Praxis an seine Frau abgegeben und sich der Renovierung der Kurve gewidmet. Natürlich hatte er Rydberg sofort erkannt, als dieser den Raum betrat, denn ein guter Wirt wusste jederzeit, wer und was seine Schwelle überschritt.
    In dem Augenblick als Rydberg sich an den Tresen schob, hatte Heintje eines der frisch gezapften Biere vor ihm auf die Eichenholzplatte gestellt.
    „Ich glaube es nicht!“, der Hüne hinter dem Tresen grinste ein breites Lachen und wischte sich die Hände an einem Handtuch ab. Er winkte einer jungen Dame neben sich, die ihm die anderen Biere abnahm und stützte sich mit beiden Händen auf den
    Tresen.
    „Was macht denn Superbulle in unseren bescheidenen Hallen?“, er streckte Rydberg seine Pranke hin. Rydberg, der geahnt hatte, dass er schon längst auf dem Radar erschienen war, streckte ihm seine Rechte entgegen.
    „Tja – ich musste mal wieder in den Süden – siehst ja wie blass ich bin.“, Rydberg ließ seine Hand durchkneten und schob mit der Linken das vor ihm aufragende Pils bestimmt zur Seite. Alkohol war einmal. Eine schlimme harte Phase seines Lebens, die aber vorbei sein sollte. Heintje hatte die Geste sofort verstanden und das Glas zurück zu den Zapfhähnen gestellt.
    „Einen Espresso?“, Heintje nickte fragend und hatte schon eine Tasse in der Hand.
    Rydberg hatte sich auf einen der Barhocker geschwungen und schaute entlang des gut gefüllten Tresens.
    „Gerne, mit viel Zucker! Ich suche den Bartosch. Treibt der sich hier noch rum?“ Der Name Bartosch war ihm vorhin in den Kopf geschossen, als er am DESY über Photonen und Moleküle nachgegrübelt hatte. Bartosch war Physiker und nicht irgendeiner.
    Rydberg hatte ihn während seiner Zeit in Diensten des Personenschutzes kennengelernt und mit ihm zwei Aufenthalte in der Schweiz erlebt. Was Bartosch damals gefährdete hatte Rydberg nicht verstanden. Bartosch besuchte in Lausanne und Genf Tagungen und war sonst den ganzen Tag in der riesigen Baustelle des CERN
    abgetaucht, in die Rydberg ihn nicht begleiten brauchte. Rydberg hatte auf Staatskosten ein paar sehr schöne Wochen mit viel Freizeit und wenig Arbeit an einem der schönsten
    und ruhigsten Flecken Erde verbracht und sich dabei mit dem Professor angefreundet.
    “Der Bartosch? Ja, der ist wohl gerade am Titelverteidigen.”
    Heintje schwenkte seinen Blick in Richtung des Kickers, der ein bisschen abgesetzt im hinteren Teil der Kurve stand. „Die Kurve“ war das, was man im klassischen Sinne als einen ekligen Laden bezeichnen konnte, aber hier hatten ganz feine Kräfte Unglaubliches geschafft und aus einer 50er Jahre Bruchbude einen feinen ranzigen Luxusladen mit einer gar nicht schlechten Küche geschaffen. Ein Hauch von Pronto hing in der Luft und irgendjemand hatte die erste Van Halen in die Jukebox geholt. Rydberg hatte den Espresso genommen und war in Richtung des Kickers aufgebrochen.
    „Klaus!“
    „Heinz!“
    „Martin!“
    „Heinz!“
    „Matt!“
    „Heinz!“
    „Matt!“
    „Heinz!“
    Das Begrüßungsritual war einsilbig und wortkarg wie schon vor etlichen Jahren. Freitag war nicht nur Bierchenabend, Freitag war Kickermassaker. Hartes Doppel mit Pronto, ohne Handschuh und ohne Anspielen. Streng nach Hamburger Regeln. Kickern war eine Religion. Kickern war eine Sprache. Rydberg freute sich wirklich ein paar der alten Kumpanen zu sehen, hatte aber auch so etwas wie eine Mission. Außerdem knurrte ihm der Magen und er hatte wohl den ganzen Tag wieder mal das Essen vergessen.
    Irgendwas war ja immer.
    „Hallo Jungs. Hallo Bartosch, Dich hätte ich gerne mal gesprochen.”
    Auf der anderen Seite des Kickertisches hatte er Bartosch in der Torwartposition sofort erkannt. Er war irgendwas über 60 und vollständig ergraut, sah aber aus wie ein knackiger Endvierziger und kleidete sich auch so. Bartosch spielte konzentriert mit einem jüngeren Spieler vorne in der Sturmposition zusammen und zog die beiden
    Herren auf dieser Seite des Tisches wohl gerade mächtig ab.
    “Musst mich fordern, wenn Du mich vollquatschen willst.”, Bartosch hatte gerade einen Schuss im gegnerischen Kasten platziert und nahm einen Schluck aus seinem Hefeweizen. Dabei grinste er Rydberg unter der tiefhängenden Billardtischleuchte hinweg herausfordernd an. Rydberg, nicht verlegen, knallte einen Euro auf den Rahmen des Kickers und gab damit seine Antwort.
    “Einen Mitspieler werden wir für Dich auch noch finden.”, grinste Bartosch weiter und knallte ein weiteres Tor durch die löchrige Abwehr der Gegner. Rydberg nutzte die Zeit, um am Tresen einen der fabulösen Bortsche zu ordern. Das war ein Geheimrezept aus irgendwelchen familiären Verstrickungen Heintjes und der absolute Knaller.
    „Fuckadibum!“
    Die Kugel krachte in den Torschacht und entlud ihre kinetische Energie in einer raumgreifende Erotik, die nur echte Männer wahrnehmen konnten. Ein harter Schuss war – ganz klar – ein „harter Schuss“. Ein Bandenschuss war ein „Respektsschuss“.
    Ein langsam über die Torlinie geschobenes Ding war ein „Schwuler Olli“. Nur ein paar Begriffe am Rande. Bartosch und sein junger Mitstreiter, den Rydberg nicht
    kannte, führten haushoch. Thomas, der auf dieser Seite des Tisches im anderen Team spielte, hatte scheinbar wieder einen seiner grobmotorischen Abende erwischt. Seltsam, wie ein ausgebildeter Feinmechaniker, der früher beim DLR in Köln den Marsroboter mitentwickelt hatte, zeitweilig solche Ausfälle haben konnte.
    „Na, Thomas – wieder zu viel Glühwein in der Werkstatt gezischt? “
    „Halt die Fressluke dicht – Du Torfnase!“
    Herzliche Dialoge, wie man sie in der Kurve liebte. Rydberg stand in zweiter Reihe und entdeckte Rübi, den er vorher noch nicht entdeckt hatte. Mit einem kurzen Nicken gab er diesem zu verstehen, dass er ihn als Stürmer haben wollte. Rübi stand wie immer in schwerem Leder, Jeans und Wollsocken an die Wand gelehnt. Rübi sprach nicht viel, grinste selten und man konnte das alles mit seinem früheren Leben als Bassist in einer
    Deutsch-Indie-Band in Verbindung bringen, oder auch nicht. Man munkelte, dass Rübi sich überhaupt nicht mehr für viel interessierte – außer Frauen und dem perfektem Basslauf.
    „5:6“

    Thomas & Heinz verkrümelten sich geschlagen an den Tresen. Jetzt hieß es locker bleiben und hart sein zugleich. Blau stand leer und Bartosch & Jüngling hatten ein
    warmgespieltes Rot auf ihrer Seite. Rydberg zog seine Motorradjacke aus und gab dabei seine beeindruckenden Tatoos zur Schau, die nur von einem engsitzenden T-Shirt bedeckt waren. Er rieb sich die Handflächen warm und ließ den Ball einrollen. Rübi schoss wie schon tausende Mal zuvor einen “straighten Hammer”, den Bartosch jedoch ohne Probleme auffischte. Hier wurde nicht geredet, hier wurde gekickert. Bartosch gab den Ball über die Mittelflanke schräg nach vorne zu Jüngling und so war es an Rydberg das Unvermeidliche zu vermeiden. Noch etwas kalt in den Händen konnte er zweimal blocken bis es „1:0“ stand. Rübi schnaubte und nahm einen Schluck aus seinem Astra. Die Kugel rollte wieder ein und diesmal hatte Rydbergs Elf mehr Glück mit Rübis Donnerschlag aus dem mittleren Fünferspieß. Bartosch, der sich in den letzten 20 Jahren so wenig verändert hatte, wie das Atomgewicht von Sauerstoff – hatte wohl mal wieder Formeln vor dem Kopf, denn dieser Ball ging gerade durch an die Holze.
    „1:1“
    Zack! Jüngling hatte den Ball eingerollt und konterte wuchtig mit einem direkten schwulen Olli über zwei Banden. Rydberg bekam seinen Torwart noch in die richtige Ecke, konnte aber leider ein Abprallen nicht verhindern. Der Nachschlag aus dem gegnerischen Zweiergestirn erfolgte sofort. Kein gerader Schuss, sondern ein über die Ecke geschobener Birdy, der Rydberg leider ein wenig fassungslos und hilflos kichern ließ. Zack!
    „2:1“
    Das ging mal wieder schnell. Gegen Bartosch zu spielen grenzte schon damals in der
    Schweiz an Masochismus. Nur die Qualität seiner Mitspieler entschied über Sieg und
    Niederlage. Rydberg bemerkte wie alte Bewegungsabläufe, die in seinen Muskeln abgespeichert waren, wieder reaktiviert wurden. Das Spiel ging weiter. Schnell, hart und brutal.
    „Dein Bortsch ist fertig, Rydberg! Verlier endlich, sonst wird er kalt! “, Heintje alias Rolf hatte seinen Zwischenruf gut getimed. Gerade hielt Rübi den Ball auf Vorderhand und nahm einen provokativen Schluck aus dem Glas.
    „Wenn ich deinen Drecks-Bortsch gegessen habe, habe ich so wie so verloren! Stell das Ding auf den Tresen und schau mir beim Siegen zu…“
    Rydberg konterte verbal über die Schulter und brachte mit dieser weiteren gezielten Provokation Jüngling ein wenig aus dem Tritt. Zack! Siegen war aber leider gerade nicht drin. Rübi hatte einen ganz schwachen Abend und Rydberg war auch nicht auf der Höhe der Stange. Sie brachten das erste Match in einer rekordverdächtigen Zeit mit „3:6 “ und „4:6 “ über die Runden. Rydberg schlich neben Rübi vom Kicker weg und setzte sich vor seinen heißen Bortsch.
    „Frauenfrust oder was Alder?“
    Viel mehr Gründe für Spielschwäche konnte sich Rydberg bei Rübi nicht vorstellen und vielmehr als ein ausgeschmücktes, grummeliges Ja oder Nein würde er zu dieser Uhrzeit nicht bekommen. Rübi sagte wie immer nichts. Also irgendwas sagte er schon – aber Rydberg verstand es nicht. Eigentlich waren seine Ohren in einer Spitzenverfassung aber Rübis eben nicht mehr. Rübi nuschelte wie Sau, und Rydberg hatte es satt immer nachzufragen. Also versuchte Rydberg es für ihn:
    „Bist Du nicht mehr mit dem süßen Hasen aus Altona zusammen?“, ein austauschbare Schachtelsatz, der so immer funktionierte. Austauschbar war das süß und der Ortsteil von Hamburg, in dem Rübi gerade sein Jagdrevier hatte. Rübi hatte auch schon in London, Dortmund und Köln gejagt, aber das wusste man nur aus seinen Band-Geschichten aus der guten alten Zeit. Das Gerücht hielt sich, dass Rübi eigentlich New Order erfunden hatte, nachdem ihn die Sisters of Mercy verlassen hatten und gleichzeitig in Deutschland… aber das waren Märchen. Musikermärchen – davon gab es so viele wie Bullenmärchen. Egal! Der Bortsch war super und Rydberg hatte lange nicht mehr so lecker gegessen wie eben gerade.
    „Alder, wenn wir so weiterspielen wird das ein trauriger Abend. Reiß Dich doch mal zusammen!“ Gerade hatten Bartosch & Jüngling ihre Nachfolger am Tisch in die Grube geschickt und da die Konversation mit Rübi doch ein wenig steif war, machte es Rydberg auch nichts aus, wieder an den Tisch zu gehen und das stumpfe Schwert des Wortes gegen zwei kugellagergefederte Lanzen der Tat einzutauschen.
    „Ich vorne – Du hinten – bis 3! “ Rydberg hatte Energie in den Adern und wollte es jetzt
    wissen. Kurze, knappe Kommandos wie beim Militär, so musste das sein beim Kickern!
    Er lockerte seine Hüfte, stellte sein Standbein an die richtige Position und wollte es wissen. Rybergs Fünfer machte einen „straighten Knall“ – das heißt sein linker Mittelmann bekam die Kugel nach dem Einrollen direkt auf die Füße und Rydberg schoss mit einer eruptiven Drehbewegung seiner linken Hand den Ball mit ca.170 Kmh ins Tor. In einigen Landesteilen weiter südwärts der Elbe hätte es jetzt eine wilde Schlägerei mit feuchter Aussprache und Anfassen gegeben. Hier in der Kurve spielte man aber straight! Keine Pimperlitzchen und Kinkerfritzchen, wie schon Rydbergs
    Opa gesagt hatte. Jüngling schob das Ding neu ein. Rydbergs Fünfer blockten gut!
    Seine linke Hand hatte einen guten Tag – dachte er – gerade als Jüngling mit einem zweibandigen Mittelslop an ihm vorbei, in das von Rübi nur grobmotorisch bewachte Tor, einschoss.
    „1:1“
    Zack Zack! Ein Schnauben, ein Griff in die Ballluke und weiter ging es.

  • Kapitel 43 * Tyler Durden

    Teigiges Gesicht. Groß. Schwitzen. Helmut trug ein passendes kariertes Hemd zu diesem Namen und knetete seine Hände auf den Schenkeln einer beigefarbenen Hose.
    Stretch. Autofahrerhose. Viel unterwegs. Düsseldorf. Außendienstler. Vertrieb Futtermittel irgendwas.
    Seine Augen flackerten wild in der Runde daher. Sylvia neben ihm, hatte die Schultern eingezogen. Knöchellanges Batik irgendwas und Sandalen. Neben Helmut sah sie aus wie eine der zwölf Waldelfen, die sich aus dem bergischen Land hier in die Stadt verirrt hatten. Vielleicht Pilze? Nervös knabberte sie an ihrer Unterlippe.
    „Weshalb sollte mich das interessieren?“
    Friedjof war der Hibbelige links von Mushroom Sylvia und so dünn, dass man neben seinen Armen die Stuhllehne sah.
    „Wieso muss ich mir das anhören!“
    Friedjof keifte herum, was ihm viele böse Blicke im Kreis brachte aber auch zustimmendes Stöhnen.
    „Friedjof, bitte. Du kennst die Regeln.“
    Mehr musste Stefan gar nicht sagen, der sich mit übereinander geschlagenen Beinen und Strickjacke optisch nicht weiter aus der Runde abhob.
    „Okay Chefe…“
    „Aber…“
    Friedjof hatte mit ein wenig Verzögerung die Autorität in Stefans Blick empfangen und zog sich wieder in den Schatten der Stuhllehne zurück.
    „Wir alle hier teilen und wir alle hier geben und nehmen.“
    Stefan, Diplom-Psychologe mittleren Alters, mit Schnauzbart und offenen Hemd unter dem ab und an ein Goldkettchen aufblitzte, markierte mit diesem kurzen Satz die Regeln des Gesprächskreises und zeichnete mit offenen Händen einen Winkel zwischen Friedjof und Helmut. Dieser war erstarrt und schwitzte vor sich hin, nahm die Geste aber als Signal, um mit seiner weinerlich monotonen Stimme sein Blitzlicht fortzuführen.
    „… dann mache ich mir in der Mikrowelle ein FROSTA Gericht warm. Es ist wichtig dabei nicht mehr als 8 Minuten bei 800 Watt einzustellen…“
    Helmut sollte sich teilen und das tat er mit aller Inbrunst. Minutenlang. Jan sah sich um.

    „Wir kaufen uns Dinge mit Geld, das wir nicht besitzen, um Menschen zu
    beeindrucken, die wir nicht mögen…“

    Preisschilder erschienen an den Möbeln, die Jan im Hintergrund betrachtete.
    Eine Schrankwand- nicht IKEA -2495.- D-Mark
    eine Sitzgruppe-Leder mit Glastisch 3000,- D-Mark
    ein flauschiger Teppich, grau blau, edel… ca 2000,- D-Mark
    Tyler Durden war verbrannt, ausgehölt und abgestumpft. Was war Jan? Er saß im 4. Stock eines 70er Jahre Baus, im inneren Kreis der Kölner Innenstadt. Blick auf den Dom. Ruhige Lage. Domblick war ar gar nicht so selten in der flachgebombten Stadt, die sich gekachelt wieder aus dem Staub erhoben hatte. Sein Kopf summte, war vielleicht auch leer. Er hatte keine Ahnung. Tyler Durden schaute auf die Dinge und sah ihre Werte, Jan starrte in den Raum und sah durch die Menschen und Worte hindurch.
    „Himbeergeschmack ist meine Lieblingssorte…“
    Helmut sprach sonor von seinen Nachtischvorlieben. Fridtjof schnaufte. Eso-Sabine grinste dämlich. Die anderen drei Frauen und Männer waren im Sichtfeld verschwommene Schemen. Wenn diese sich auch noch öffnen würden, hätte Jan überhaupt nichts dagegen. Besser als alleine ins Alleinsein starren. Zuhören und nicht dasein. Wären heute nicht Gruppe, wäre er jetzt Laufen. Oder er säße im Kino. Vielleicht auch kiffen oder ficken.
    „Danke. Helmut.“
    Stefan hatte das gesagt und wohl gerade im rechten Moment Helmuts Achterbahnerzählung vom Stumpfsinn des Lebens als geschiedener fettleibigen Mann im Außendienst für einen Futtermittelhersteller unterbrochen.
    Friedjof hatte sich auf dem Stuhl in embryonaler Haltung zusammengerollt und den letzten seiner Fingernägel abgebissen. Sylvia und die anderen klatschten brav in die Hände und bestärkten Helmut in seiner schonungslosen Offenheit des sich Öffnens und Monologisierens über Mahlzeiten.
    „Was können wir daraus lernen?“
    Jan schreckte auf. Friedjof schnaufte. Es war üblich Helmut jetzt zu spiegeln. Jeder war angehalten das Erzählte durch einen kurzen Kommentar positiv zu verstärken.
    Jan hatte sich bis jetzt in allen Sitzungen mit Allgemeinplätzen daran beteiligt.
    „Das kenne ich… „
    „Das macht nichts. ist mir auch schon passiert…“
    „Das kenne ich. _“
    Sowas zu sagen kostete nichts und tat nicht weh. Das war Teil der Gruppe und ihrer Regeln und damit bezahlte man quasi den Eintritt.
    „Du bist widerlich und unglaublich unwürdig!“
    Es schoß aus Jan heraus. Er hatte es so gedacht und dann auch laut gesagt. Klirren. Eisige Kälte… Ein Riss durch die stickige Luft. Alles konnte man in die Sekunden hinein interpretieren, die jetzt in der Vergangenheit verschwanden.
    „Ja.“
    Stefan warf einen Blick in Jans Richtung und deutete ihm zu schweigen, aber Helmut war schon gebrochen und brach schluchzend in Tränen aus. Friedjof sprang in dieser Sekunde von seinem Stuhl auf und fing an, wie ein Irrer zu lachen.
    „Fett!“
    Nur ein kurzes Wort ausgespuckt dazwischen. Ja, die Hölle konnte so schnell entfacht werden. Es war so einfach.
    „Also, das war jetzt ja echt daneben…“
    Sylvia entzürnte sich, weitere Stimmen erhoben sich. Jan hörte nur das Rauschen, er hatte das Feuer entfacht. Helmut brach weinerlich in Tränen zusammen, während Stefan seine Zettel auf dem Schoß sortierte und nach den richtigen Stilmittel für den
    Eklat suchte. Dabei fasste er sich erst an die Nase und spielte dann an seinem Goldkettchen.
    „Ich gehe mal eine Rauchpause machen. Kommst du mit?“
    Friedjof war von seinem Derwisch-Trip offenbar wieder runter und stand
    neben Jan, der inmitten des Orkans auf seinem Korbstuhl verharrte.
    „Jo.“
    Jan hatte keine Lust auf den Domblick, aber dafür hatte man die Terrasse
    schließlich mal gebaut. Gemeinsam stand er mit Fritjof vor dem Geländer und schaute auf das verschotterte, hässliche Dächermeer, das sich vor dem Doppelspitzen der
    Kölner Kathedrale aufspannte.
    „Wie bist du denn drauf?“
    Friedjöf zog eine P+S aus einer Packung und bot diese Jan an.
    „Wie soll ich drauf sein?“
    „Na, das eben war ja schon ein Massaker. Helmut ist sicherlich gleich zerflossen.“
    „Ich glaube, das wird ihn heilen, glaube mir.“
    Jan zog an dem einen Stengel und brachte die Glut zum Knistern. Er hielt den Kopf in den Nacken und zielte mit der Zigarette genau zwischen die beiden schwarzen, verkohlten Domspitzen. 600 Jahre hatten sie an dem Rotz gebaut und dabei unendlich viel Geld und Leben verschwendet, nur damit das Ding heute die Stadt von weiten überragte und Touristen aus aller Welt anzog. Friedjöf schaute in die gleiche Richtung wie Jan und kicherte.
    „Wie heilen? „Friedjof knuffte Jan in die Seite.
    „Meinst du der nimmt jetzt ab? Und redet keinen Scheiß mehr!“
    Jan dachte an Nonnen, die sich vor dem Dom neben Asiatinnen in Schulmädchenuniformen fotografieren ließen und an englische Bomberpiloten, die über Köln die Luken ihre Bombenschächte öffneten. Feuer, Flammen,Rauch. Massaker.
    Der schwarze Dom in seinem obszönen Schwarz warf einen langen dunklen Schatten auf den nachtdunklen Rhein. Glutfunken flirrten durch das Bild.
    „Wie? Nein, ich hatte einfach nur Bock auf ein bischen Stress.“
    Jan blies den Rauch in den Abendhimmel und lächelte Friedjof an.
    „Pogo in Togo!“
    „Africola in Angola?“
    Friedjof zitierte die 80er und summte die Takte von United Balls „Pogo in Togo“
    „Ich glaube hier wird niemand mehr gesund.“
    „Lass uns wieder reingehen – ich werde mich entschuldigen.“
    Jan drückte die Zigarette in Ascher aus und drehte sich in Richtung des Seminarraums.
    Dort sah man das Gewusel der anderen Gruppenmitglieder schemenhaft durch die Scheiben. Ob das eine gute Idee war, wollte Jan gar nicht erst diskutieren. Er ließ Friedjof nur die Wahl ihm zu folgen und schritt durch die Tür. Ohne die eiseskalte Stille zu beachten, die das hektische Gemurmel unterbrach, ging er an Stefan vorbei auf Helmut zu. Dieser hatte das Heulen wieder eingestellt und saß umgeben von tröstenden Damen auf seinem Korbstuhl. Verängstigt blickte er in Jans Richtung.
    „Es tut mir aufrichtig leid, was ich eben gesagt und getan habe.“
    Jans Worte kamen klar und deutlich.
    „Ich wollte und musste ganz dringend einmal Arschloch sein, weil ich in
    meinem ganzen Leben das noch niemals war.“
    Sylvia und eine der anderen Schranzen, schnaubten und richteten sich
    bedrohlich in Jans Richtung auf.
    „Es tut mir aufrichtig leid, ich weiß, das war nicht der richtige Zeitpunkt.
    und ich werde dafür sorgen , dass es nicht noch einmal passiert.“
    Dabei trat Jan, ohne die Umstehenden zu beachten auf Helmut zu und
    umarmte dessen massive Schultern.

  • Kapitel 3 * Acht Fenster mit Ausblick

    „Du hast wirklich viele Fenster!“, staunte Jan, der noch nie zuvor eine so große Wohnung gesehen hatte, in der jemand allein wohnte. Sascha hatte es sich auf einem flachen Sessel mit Holzlehnen gemütlich gemacht und wirkte ein wenig wie ein Schriftsteller. Der schrabbelige Holzfußboden, die mit Büchern vollgestellten Regale und die wenigen, aber alten Möbel verliehen der Wohnung einen charmanten Charakter, und dazu kamen noch die vielen Fenster.
    „Findest du?“, erwiderte Sascha und schenkte beiden aus einer Rotweinflasche in zwei Gläser ein. Er prostete Jan zu. Sie kannten sich erst seit ein paar Wochen, und Jans Besuch in Saschas Wohnung im Berliner Wedding beruhte auf gegenseitiger Sympathie und der gemeinsamen Arbeitserfahrung. Jan nahm einen viel zu großen Schluck aus seinem Glas und realisierte erst jetzt die genaue Geometrie und die Details von Saschas geräumiger Wohnung. Bad, Wohnzimmer und Schlafzimmer erstreckten sich entlang einer Seite der Wohnung und hatten insgesamt acht Fenster. Doch trotz seiner anfänglichen Begeisterung über die großzügige Fläche der Wohnung fielen Jan auch ihre Mängel auf.
    „Ist das die Nordseite?“, fragte er, um höflich zu sein, und verschwieg dabei ein weiteres offensichtliches Problem. Eine Wand – groß, dreckig und schlecht verputzt – füllte das gesamte Panorama aus. Grau, verrußt, dreckig, Keine Fenster, nichts!
    „Ja, das ist die Nordseite. Im Winter ist es sogar noch grauer!“, erklärte Sascha und machte es Jan damit leicht.
    Mit dem Glas in der Hand stand Jan auf und schaute in die Finsternis hinab. Keine Fenster nach oben oder unten, nur eine hässliche Wand, die sich unten in einen düsteren, schlammigen Hof auflöste. Jan meinte, schemenhaft die Umrisse von Mülltonnen zu erkennen. Sprachlos starrte Jan in die Tiefe und dann zur gegenüberliegenden Wand.
    „Nun ja, immerhin kann hier niemand hereinschauen. Und du wirst nicht wie ich jeden Morgen von einer Baustelle geweckt…“, Jan versuchte nett zu sein und bemerkte dabei, wie unhöflich er sich als Gast verhielt.
    Er hatte eine gute Erziehung genossen und in seiner Kindheit reichlich Ausblick und Himmel gehabt. Solch eine Mauer hatte er noch nie gesehen.
    „Ja, es hat auch seine Vorteile…“, meinte Sascha diplomatisch und verschwand in der kleinen Küche auf der anderen Seite der Wohnung. Jan drehte sich um und der Holzfußboden knarrte. Goethe, Kafka, Tucholsky… Was hatte Sascha nochmal studiert? Jan erinnerte sich vage daran, dass Sascha davon gesprochen hatte, aber er
    hatte wie immer nur die Hälfte behalten. Und er konnte die Literatur nicht so recht mit Saschas ständigen Telefonaten in Verbindung bringen. Ständig war Sascha am Telefonieren, wenn er nicht gerade Texte in die Tastatur hackte. Oft tat er auch beides gleichzeitig. Bei der Vorstellungsrunde hatten sie von Beratung gesprochen. Sascha war Berater, so hatte Jan es abgespeichert. Sascha kam aus der Küche zurück, ein Tablett mit seltsamen Keksen in der Hand.
    „Hier, das sind welche vom Türken an der Ecke…“, sagte Sascha und zeigte auf das Tablett. Er war ein perfekter Gastgeber.
    „Hast du sie alle gelesen?“, fragte Jan und griff nach einem der grün glitzernden Kekse. Er schaute in das nächste Regal, das voller alter Bücher stand. Obwohl er viel gelesen hatte, gab es in Bezug auf die Klassiker Lücken in seinem Wissen. Diese Sammlung glich fast einer Bibliothek, und Jan fühlte sich ein wenig unsicher.
    „Ja, eigentlich schon“, antwortete Sascha und setzte sich wieder auf seinen Platz am Fenster. Er hob sein Glas zum Toast.
    „Lass dich davon nicht einschüchtern. Die Hälfte davon ist alter Käse. Prost!“
    „Zum Wohl…“
    Sascha hatte einen guten Schluck genommen und Jan noch einmal nachgeschenkt. Jan gönnte sich ein zweites grünes Stückchen und trank von dem leckeren Rotwein. Die graue Wand beobachtete sie, während sie aufeinander anstießen, und langsam wurde es in der ohnehin schon dunklen Wohnung immer dunkler.

  • Kapitel 21 * 556-Kbyte und das N

    Alles lief. Auch die Probleme. Die Ruhe vor dem Sturm und jetzt war Jan so richtig am Arsch. Tatsächlich hatte er einen Adapter bekommen. Tatsächlich liefen beide Monitore und tatsächlich konnte man auch den Mauszeiger bewegen. Er musste dafür auch kein Vaterunser oder einen Rosenkranz beten. Elke und er waren einfach nett und höflich auf den unscheinbaren Stand zugegangen und Jan hatte Elke das Reden überlassen.

    24 Stunden 7 Tage die Woche – Gott war also immer online

    Jan hatte sich sehr gut benommen, wie er fand, und so hatten sie auch seltsamer Weise ganz schnell aus einer Kiste mit ganz vielen Teilen einen Mac to VGA gekramt bekommen. Der junge Mann war sehr nett.
    Er trug einen Pullover unter dem ein Hemd hervor lugte. Jan hatte bei den Weihrauchbrüdern mehr so klerikales Outfit erwartet, aber scheinbar waren die hier alle in Zivil oder Pullover und Hemd so eine Art Uniform.
    „Das ist wirklich nett.“ Elke flötete freudig als sie den Adapter in der Hand hielt.
    „Was bekommen Sie dafür? Wir bezahlen das auch.“
    Der junge Mann wehrte das mit einer Handbewegung ab und Jan wartete auf ein „Nehmt es in Gottes Namen und geht in Frieden.“ wurde aber überrascht.
    „Nein, alles gut. Wir haben reichlich von den Dingern. Am Ende der Messe einfach zurückbringen.“
    Messe? Jan kicherte kurz doch Elke zerdrückte ihm schnell die Hand. Reichlich von den Dingern? Das klang ein wenig nach Paradies…
    Nun Gott, in Gottes Namen, dachte Jan gerade und bereute fast, dass der Adapter den Bildschirm zum Laufen gebracht hatte.
    „Das kann nicht sein!“
    „Oh, mein Gott!“
    „Ich kriege Herpes!“
    Jan fluchte vor sich hin und suchte nach dem nächsten Superlativ für Scheiße. Elke, die nach dem göttlichen Adaptersegen erstmal ein wenig Pause machte und von einem Caterer zwei Cola und Baguettes besorgt hatte, schaute auf.
    „Was ist los?“
    Jan schnaubte und rieb sich Kinn und Nase. Katastrophe. Wie bekloppt konnte man eigentlich sein.
    „Was ist?“ Elke rückte näher an Jan heran, der vor dem Monitor stand und fluchend zur Salzsäule erstarrt schien.
    „Da ist ein n“. Jan konnte es immer noch nicht fassen, „da ist ein „N…“ , stotterte er weiter.
    Mit dem Mauszeiger hatte sich der weißen Schrift auf blauen Grund genähert und zeigte jetzt auch mit der linken Hand in diese Richtung.
    „Nicht wirklich!“ Elke nutzte diese Phrase immer in Momenten wie diesen…
    „Doch…“ Jan schwankte.
    „Doch da ist ein N…“
    „Hallo Frau Rittmer! Schön Sie zu sehen!“
    Die Hölle fror zu. In Jans Nacken bildeteten sich Schweißperlen, die im selben Augenblick gefroren. Fegefeuer und Prof. Sturz , die eigentlich- … und … hießen standen in feinstem Zwirn vor dem Eichefurnier-Ensemble. Sie waren wie aus dem Nichts aufgetaucht. Roch es ein wenig nach Schwefel? Jan war sich nicht sicher. Er hatte sich reflexartig vor den vorderen Monitor gestellt und verdeckte diesen komplett. Nett grinste er in Richtung der beiden Frackträger, denen Elke bereits mutig entgegen geschritten war. Geschickt hatte sie gerade noch ein paar Krümmel Croissant von ihrem Bauch gewischt.
    „Hallo Herr Dr. Stör und Herr Fegemeier, das ist ja eine Überraschung. Elke konnte sich Namen sehr gut merken.
    Ihre Stimme war honigweich.
    „Sie sind aber früh dran.“
    Elke schaute dabei kurz auf ihre Uhr. Ihr ganzes Lachen schaffte es ehrliche Freundlichkeit auszustrahlen.
    „Nun Fräulein Rittmer, die Pünktlichkeit ziemt sich sehr…“
    „Wir sind eigentlich auf die Minute pünktlich.“
    „Wo ist denn Herr Buddensiek.?“
    Elke war souveräner denn je: „Herr Buddensiek lässt sich kurz entschuldigen. Er musste dringend mit Herrn Röhrig kurz etwas erledigen. Er wird bald wieder hier sein….“
    Jan schaffte es seine Konzentration von dem Gespräch wieder auf den Monitor zu lenken. Elke machte das souverän und müsste noch nicht einmal lügen. Die beiden Knacker sahen aus, als wenn sie direkt aus
    einem kolorierten Weltkriegsfilm in die Anzüge gesteckt worden wären. Obersturmbandführer und Gauleiter nur in anderer Mission unterwegs.
    „Wir lesen unsere Nachrichten ja auch nicht im Radio fürjeden auf dem Klo vor.“
    Jan schnaubte in sich hinein. Dafür hatte er studiert… dafür war er nach Berlin gegangen… solche Fatzkes bezahlten sein Gehalt? Und solche Fatzkes flirteten jetzt mit Fräulein Elke dort in den Lounge Sesseln vor Eichefurnier? Umso schlimmer war das n.
    Umso mehr ärgerte sich Jan gerade über das beschissene kleine, verkackte n in Frakturschrift. Er hasste es Fehler zu machen. Und nichts war schlimmer als Fehler bei solch einem Feind zu machen. Feind = Kunde Kunde = Feind
    Oder wie Dirk immer so schön sagte: „Kunde droht mit Auftrag!“
    Solche Sprüche konnte der. Da war der richtig gut drin. Aber gerade war er leider auch nicht vor Ort.
    Jan schnaufte und rieb sich das Kinn. Frankfurter Allgemeine Zeitung hatte ein n zuviel. Inmitten des Logos, inmitten des Gifs prangte ein kleiner deutscher Buchstabe und war zuviel: Allgemeinen.
    Ja, das konnte man auch als Linguist leicht überlesen und dann ins Grübeln kommen, aber leider war hier nichts zu grübeln. Denn nur der kurze Blick über oder neben den Monitor, hätte auf mehreren ausliegenden Druckwerken den Beweis sofort erbracht. Es hieß: Frankfurter Allgemeine Zeitung.
    Ohne N!
    „Afferto – Steinmetz…“
    „Michael! Du bist wach!“
    „Ich liebe Dich!“
    Jan hatte nicht auf die Uhr geschaut sondern einfach die Berliner Durchwahl gewählt. Das Telefon hatte er sich hinter dem Tresen hervorgezogen und stand nun am Ende der gestreckten Schnur vor dem Monitor. Die Messehalle hinter ihm schien immer lauter zu werden. Jan fühlte sich wie im Bauch eines Raumschiffes oder Flugzeugträgers. Vor ihm das n und jetzt eine Mission.
    „Michael – gut Du bist wach!“
    „Ehm..“ Michael wollte das nicht gänzlich bestätigen und klang so als wenn er gerade Müsli vor einem Kühlschrank aß.
    „Du musst sofort online gehen!“
    Jan versuchte so leise wie möglich aber so bestimmt wie nötig in den Hörer zu sprechen.
    „Äh Moment… ich muss erstmal meinen Rechner und dann den Server starten…“, Michael hatte die Ruhe weg, sprichwörtlich.
    „Seid ihr heute nicht auf der Messe?“
    Im Hintergrund hörte man den Startsound des Powermacs. Jan schaute kurz zu den Frackträgern und Elke.
    Ihre kurz in seine Richtung hochgezogene Augenbraue nahm Jan wahr hatte aber keine Idee, wie er darauf reagieren sollte. Jan kroch in die Telefonleitung und sah quasi wie sich langsam auf Michaels Rechner die Sanduhr drehte. Er glaubte sogar das Rödeln der Festplatte zu hören.
    „Wir waren gestern in dem neuen Tarrantino…“Michael wollte nur nett sein.
    „Ja, Michael! Wir sind hier auf der Messe. Und hier ist gerade die Kacke am Dampfen!“
    Jan lächelte dabei verkrampft in den Monitor und sah sein Spiegelbild matt über der Webseite der FAZ.
    „Sorry, mir geht hier der Arsch auf Grundeis.“ Anschnautzen wollte er den lieben Michael eigentlich gar nicht.
    „Du musst mir jetzt ganz genau zuhören und helfen.“
    „Ist das Modem schon an? Bist Du schon online?“
    Es war ein wenig still in der Leitung geworden. Jan schwitzte.
    „Ich verbinde uns gerade.“ Michael war immer noch in der Leitung. Gott sei Dank.
    Jan konnte im Hintergrund das Einwählgeräusch des Modems hören.
    „Was ist denn da los bei Euch?“ Michael war langsam wach und kam in Bewegung.
    „Du gehst jetzt bitte auf die FAZ -Seite im Netscape und machst bitte gleichzeitig den FTP an.“
    Jan wusste nicht, wie viel Passwörter Michael nun gerade eingeben musste aber auf jeden Fall war er für diese Aufgabe der Richtige. Danach müsste man weiter sehen.
    „Oh Mann, das kam jetzt ein bisschen dauern.“ Michaels Worte hallten durch den Telekom-Schlauch. Hier läuft gerade ein Backup und..“
    „Nein, Michael! Das darf jetzt nicht dauern.“
    Jans Stimme war vielleicht ein wenig zu laut.
    „Michael. Brich das Scheiß Backup ab. Brich alles ab. Wir brauchen die ganze Leitung. Alles!“
    Jan wurde erst jetzt bewusst, dass sein größter Feind die Geschwindigkeit war. Das kleine scheiß n war direkt vor seiner Nase auf dem Bildschirm. Und quasi Lichtjahre entfernt. Links oben in der Ecke des Bildschirms.
    Ein Gif 89 a.
    Logo-Faz. gif
    Ein Pixelschiss oben in der Ecke einer Website, gebaut aus HTML im Text-Editor. Ca. 600 Zeilen Text einer von Hippies entwickelten Sprache, die man an einem Wochenende lernen konnte. Die einen aber auch den letzten Nerv kosten konnte.
    „Okay. Ich versuche alles.“
    Michaels Stimme war jetzt wacher. Jan überlegte fieberhaft.
    „Ist Jörg schon da?“
    Michael war gut für den Server Kram, aber mit Photoshop konnte Jan ihn nicht so im Verbindung bringen.
    „Jörg? Der kommt heute gar nicht…“
    „Oh Mist.“ Jan war panisch.
    „Okay, der Reihe nach. Dann musst Du das jetzt machen. Bist du schon online?“
    Michael stöhnte ein langgezogenes „Ja,.._ gleich… Ich bin fast dran.“
    „Also , schau ganz genau hin.“
    Jan versuchte sich mit Michael zu synchronisieren.
    „Oben links. Siehst Du das Logo?
    Michael stöhnte wieder.
    „Moment. Die Seite lädt noch…“
    Jan hatte die Seite ja hier vor sich. Der Rechner hier auf dem Messestand war am Laufen. Und online.
    „Hast Du es jetzt?“
    „Ja, ich sehe jetzt die Seite und was soll damit sein?“
    Jan stöhnte.
    „Guck ganz genau hin…“
    Die Sekunden rauschten durch den Hörer und die Kilobyte krochen durch das WWW.
    „Sieht doch alles gut aus…“
    „Nein, Michael! Sieht nicht gut aus. Michael. Schau mal ganz genau hin. Da ist ein n zuviel!“ Jan zischte es in den Hörer. Stille im Hörer.
    „Wo?“ Michael sah es nicht. Niemand hatte es gesehen. Jan wollte schreien, aber dann hätte es die Feinde sofort gesehen.
    „Michael, bitte schau jetzt genau hin und Sag mir, dass Du auch schon den FTP auf hast.“
    Michael grunzte etwas in den Hörer.
    „Du musst jetzt bei uns in den Server gehen… oder nein halt… Du lädst jetzt am besten vom Server genau nur dieses eine Bild runter…
    /Bilder/ Logo-Faz. gif
    Das musst Du runterladen. Und dann musst Du Photoshop aufmachen.“
    Jan sprach präzise und ruhig auf Michael ein. Wäre er jetzt im Büro hätte das Ganze nur zwei Minuten gedauert und Jan hätte dabei noch einen Cappucino getrunken.
    „Photoshop?“ Michaels Stimme unterbrach ihn.
    „Ich habe hier keinen Photoshop auf dem Rechner.“
    Oh Gott. Jan sah in den Himmel der Messehalle.
    „Scheiße.“
    Jan wollte schreien. Einmal laut schreiend durch die Halle rennen, ein paar Leute anrempeln, in einen Moshpit springen… oder etwas zertrümmern. Fuck. Fuck. Fuck.
    „Ich kann aber unter Linux …“
    „Scheiße. Egal womit – Du musst nur dieses n da raus kratzen!“
    Jan hätte nicht gemerkt, wenn es angefangen hatte zuschneien oder zu regnen. Er fühlte sich wie in Tron.
    Er rannte über eine unendliche blaue Fläche und näherte sich einem riesig hohen weißen n in Frakturschrift.
    Hinter ihm Sturz und Fegefeuer in ihren Jägerpanzern, die permanent auf ihn schossen. Jan zog seinen Diskus…
    „Hey ho! Alles klar im Staate Dänemark!“
    Jan hörte die Stimme, sie kam von weit weg auf der Ebene. War das das Master Control Program? MCP
    „Na Jan, was machst Du denn hier vor der Glotze?“
    Es war Tron! Dirk stand plötzlich in der Szene und das Getöse der Halle zog sich in den Hintergrund zurück.

  • Kapitel 20 * Gott ist immer online

    Das Logo prangte groß über dem Stand. Ein dickes Kreuz mit abgerundeten Innenkanten. Schwarz + grau. Darunter riesige Drucke von jungen Männern in Grünzeug, mit schneidigen Mützen und Gebimsel auf den Schultern ihrer Uniformen, Kanonenrohre vom Leopard, in der Luft ein Tornado. Jan konnte nicht umhin sich ein wenig zu gruseln. Werbung? Für die Bundeswehr? Ein ganzer Messestand? Dirk huschte hektisch durch das Bild. Irgendwelche Handwerker schraubten an einem eiche-furnier-farbenen-Tresen herum. Davor in blau und weiß das Logo der großen Deutschen Zeitung.
    „Wir brauchen diesen Scheiß-Adapter!“
    Dirk hatte Schweiß auf der Stirn stehen. Autoverkäuferpanik. Probefahrt. Endlich hast Du den Kunden im Auto und dann fehlt der Schlüssel.
    „Das wird heute schwierig!“
    Einer der Techniker, den Dirk quasi seit seinem Erscheinen am Messestand als Geisel genommen hatte, ließ sich nicht von Panik anstecken.
    „Aber irgendwo in dieser verfickten Stadt muss es doch einen Apple- Händler geben..!“
    Dirk war nah am Siedepunkt.
    „Kann ich ihnen nicht sagen… ich komm aus Stuttgart….“
    Stuttgart, immer wieder dieses Stuttgart. Dirk schnaubte und schaute sich in der Runde um. Jan und Elke schauten ihn fragend an. Sie würden alles tun um zu helfen, aber auch sie standen inmitten der riesigen
    Hannoveraner Messehalle am Arsch der Welt und wussten keinen Rat.
    „Der Messestand sieht aber gut aus…“ versuchte Jan auch mal was Positives zu sagen. Hätte er das gemacht, wäre hier ein wenig mehr helle Eiche zum Einsatz gekommen und er hätte vielleicht auch irgendwie mehr mit Nachrichten und Typografie gespielt… aber das Design kam halt aus… Stuttgart… und er war nur verantwortlich für das was sich auf den 2 Monitoren abspielen sollte. Wobei „spielen“ und „ab“ da auch schon wieder sehr übertrieben war… Lächerliche 556 Kbyte, von denen er in seiner Hosentasche ein Backup auf Diskette hatte, waren alles was sich hier abspielen würde. Spielen – im Sinne von Dasein. Dasein auf den beiden Monitoren.
    Das war das Ziel und auch die Arbeit auf die Jan jetzt hier noch wartete.
    „Auf den Schirm!“ hätte Kirk in der Brücke der Enterprise gerufen und dann wäre da ein Bild erschienen.
    Hier waren sie leider noch nicht so weit. Die beiden 17 Zoll Monitore, die ganz schlicht in das Tresenensemble integriert waren, hatten Strom aber kein Bild.
    „Ich fahre jetzt in die Kackstadt und suche einen Apple- Händler!“ Dirk schäumte vor Tatendrang.
    „Zur Not klaue ich so ein Scheißding irgendwo.“
    Elke machte ihr sorgenvolles Gesicht.
    „Dirk, Du weißt schon, dass wir in einer Stunde den Termin mit Fegemeier und Dr. Stör haben…“
    Klar, wusste Dirk das. Stör und Fegemeier, die graue Eminenzen der großen deutschen Zeitung, die als letzte hier den Fuß in das große Weltweite Gewebe stecken wollte. Dirk rieb sich Nase, Stirn und Wangen. Alles fettig.
    „Ja weiß ich…“
    Elke kramte aus ihrer trendigen Tasche eine Packung Tempos und reichte sie Dirk. Gott, wie der Arme schwitzte.
    Jan sah sich auch hilflos um. Gabelstapler fuhren weiter hinten durch das Szenario. Irgendwo plärrte Musik aus einem Gerät.
    „Wir lesen unsere Nachrichten ja auch nicht im Radio vor…“
    Jan konnte sich noch sehr gut an dieses Zitat erinnern. Vor ca. 6 Monaten hatte er seine Entwürfe für eine FAZ-Nachrichten-Homepage präsentiert. Sorgfältig hatte er mit Logo und Typografie gespielt. Mehrere richtig gute Layouts. 800 Pixel Breite … 640 Spalte.. Times New Roman … 16 Punkt gekontert mit einer Arial für die Sublines…
    Stunden hatte er designed und sich im WWW inspirieren lassen. Alle deutschen und alle angloamerikanischen Seiten nach den neuesten Trends abgesucht.
    Mehrspaltigkeit?
    Teufel, nein?
    Umbruch?
    Vergiss es!
    Blocksatz?
    Science Fiction!
    „Wir werden unsere Nachrichten doch auch nicht im Radio vorlesen…“
    Das war dann der Lohn für all das Schöne. Speichern im Mülleimer. Was tat er hier überhaupt?
    „Okay, Elke. Ich weiß Du bekommst das hin.“
    Dirk sprach es aus und Jan wusste sofort was er von ihr wollte, aber auch, dass sie es schaffen würde.
    „Wenn ich noch nicht zurück bin, denk Dir was aus. Ich steck im Stau, hab Panne, hab was schlechtes gegessen…“
    Dirk hatte die Packung Tempos aufgerissen und sich mit einer Doppellage das Gesicht abgerubbelt.
    „Sag denen ich komme und alles wird laufen…“
    Elkes Lächeln verzog sich zu der schiefen Grimasse, die Jan so ein paar Mal schon gesehen hatte.
    „Dirk, ich weiß nicht…“
    „Du schaffst das! Ihr schafft das!“
    Dirk war Hans Dampf in allen Gassen und zog ein riesiges Bündel Scheine aus der Tasche.
    „Für den Notfall, und holt Euch bitte Quittungen!
    Jan staunte nicht schlecht über die ca. 1000 DM Bargeld, die Dirk Elke in die Hand drückte.
    „Okay, dann bis später…“ damit drehte sich der Geschäftsführer von „afferto- wir bringen sie ins Internet“ um und verschwand im Getümmel. Jan und Elke standen alleine vor dem Eichenensemble. Im Hintergrund toste das Chaos. Irgendwas kippte laut krachend um. Jemand fluchte. Jan schaute Elke an und musste an die gestrige Nacht denken.
    „Der spinnt doch!“
    Elke knüllte das Geld zusammen und drückte es Jan als Rolle in die Hand. Sie war sauer.
    „Der hat ja wohl ne Meise…“
    Jan, der eher undiplomatisch war und vielleicht auch deshalb Designer, konnte ihren Frust gut verstehen.
    „Vielleicht fällt uns ja noch was ein.“
    Jan wollte was Tröstliches sagen, denn er verstand schon den Irrsinn der Lage. Ihr Chef hatte sie gerade vor einem halbfertigen Messestand stehengelassen, auf dem sich spätestens heute Nachmittag ihr Auftraggeber wohlfühlen sollte. Dazu gehörte dann auch das Funktionieren der beiden Monitore und eine Verbindung ins WWW.
    „Ich habe ihm vor Monaten gesagt, wir müssen rechtzeitig alles für den Stand buchen!“
    Elke kramte in ihrer Handtasche. Jan schaute sich hilflos um. Dabei knetete er das Bargeld in seiner Hand.
    „Aber er hat ja den ganzen Kram in seinem Chaos verdaddelt …“
    Elke hatte die Kaugummis endlich ganz unten aus der Tasche gefischt und hielt Jan die Packung hin.
    “ … und ich kann mich gleich mit diesen beiden Dodos rumschlagen…“
    Selten hatte Jan Elke so angepisst erlebt, aber so lange arbeiteten sie ja auch noch nicht zusammen. Jan nahm eines der Kaugummis und zog den Geschmack in sich auf. Hangover kannte er nur von wilden Partys oder dem schlechten Faith no more Konzert ’91, das nur durch die geniale Vorband L7 erträglich in Erinnerung blieb. Dass so eine Messestadt an Messetagen kein einziges Hotelbett mehr frei hatte und sie deshalb gestern in seiner Heimatstadt Lüneburg genächtigt hatten – alles sehr neu und aufregend für Jan. Die Nacht war aufregend, aber auch früh zu Ende, weil Hannover ja nun auch nur gefühlt gerade ums Eck war.
    „Funktioniert denn wenigstens das Telefon schon?“
    Elke war in Aktion gegangen und hinüber zu dem arschcoolen Messebau-Techniker aus Stuttgart.
    „Ja, das sollte es schon seit einer Weile…“ die trockene Antwort kam sofort von dem auf Knie hockenden Schrauber.
    „Sollen wir Michael anrufen? Ob der vielleicht eine Idee hat?“
    Elke schaute Jan an und hatte den Hörer schon in der Hand und wählte.
    „Wenn der nicht noch am Schlafen ist…“ warf er ein. Michael war der studentische Systemadministrator, der meistens erst gegen mittag in der Firma erschien und oft noch sehr verklebte Augen hatte … mit sehr seltsamen Pupillen.
    „Scheiße.“
    Elke schaute auf die Uhr und legte den Hörer auf. Es war erst 7:30 Uhr und selbst Vicky hatte jetzt wohl gerade erst mit dem Duschen in ihrer Wohnung angefangen. Berlin antwortet nicht. Ratlos schauten sich die beiden an. Das Getöse in der Halle war ein einziges Inferno.
    „Wollte Sascha nicht auch schon hier sein?“
    Jan schaute sich um nach dem Freund und Kollegen, der wohl in Hangover bei einem alten Freund hatte übernachten wollen.
    „Jo, wir sind jetzt hier fertig.“
    Meister Röhrig Messebau stand plötzlich neben Jan und Elke und hielt einen Schlüsselbund in die Höhe.
    „Darf ich ihnen mal kurz alles zeigen.“
    Elke und Jan schauten sich ratlos an.
    Jan hatte die Geldrolle vorn in die Hosentasche gesteckt und dachte gerade an Elkes Mitsubishi irgendwo da draußen auf einem Parkplatz.
    Flucht.
    Das Weib nehmen.
    Loslaufen.
    Ins Auto springen.
    Gas geben und Richtung Süden auf der Landstraße die Scheiße hier verlassen.
    „Können sie warten bis unser Chef wieder da ist?“
    Nein, das konnte Meister Eichefurnier-Messetresen offenbar nicht.
    „Ich hab hier noch drei andere Objekte…“
    Kurzerhand erklärte er die Schalter hinter dem Tresen, die Jan vorher noch gar nicht wahrgenommen hatte.
    „Hauptschalter, Bühnenbeleuchtung, Decke…“ alles so Elektrokrams.
    „Und hier am wichtigsten: die Schlüssel für die Schränke und den Nebenraum… „
    Jan staunte nicht schlecht. Nebenraum hatte er noch gar nicht wahrgenommen.
    „Auf Messen wird wahnsinnig viel geklaut…!“
    Ach, herjeh. Deswegen die fast unsichtbare Tür im Eichefurnier. Jan folgte Elke, die hinter Meister Röhrig in das dunkle Kabuff gestiegen war.
    „Ist das ihre erste Messe..?“
    Jan wollte das bejahen aber Elke kam ihm zuvor.
    „Nein, ich habe schon ein paar Mal in Köln…“
    Jan staunte immer noch über Elke, die aus wilder Panik von eben scheinbar in einen anderen Modus übergegangen war.
    „Vielen Dank Herr Röhrig . Das sieht ja alles ganz gut aus. Ich kann die Abnahme allerdings so alleine nicht unterschreiben. Da habe ich keine Prokura.“
    Jan staunte was Elke so für Tricks drauf hatte und baute sich hinter ihr in voller Größe auf.
    „Ja, das tut uns leid…“
    Jan schob sich da auch verbal mit rein.. „ aber da müssen auch Dr. Fegefeuer und äh… Professor Sturz drauf gucken….“
    Röhrig, der ein gestandener Messebauer aus dem Schwarzwald war, schnaubte und versuchte weiter eine Unterschrift von Elke auf einemKlemmbrett zu bekommen. Aber da hatte er keine Chance mehr. Elke hatte wieder Oberwasser und Fahrt aufgenommen und vertröstete den guten Mann auf den Nachmittag. Dann wären alle wichtigen Leute hier vor Ort und Böttcher würde sicher seine Abnahme bekommen. Mit ihrem engelsgleichen Sphinx Lächeln schob sie Röhrig aus der Tür, nahm die Schlüssel aus seiner Hand und schaffte es dabei ganz professionell zu wirken.
    „Wow!“
    Jan war echt beeindruckt.
    „Wow! Wie hast Du das denn hinbekommen. Prokura! Tolles Ding.“
    Jan strahlte sie an und überlegte immer noch was er hier gerade erlebte. War das ein Film? Elke schnaubte und machte ein sehr ernstes Gesicht.
    „Fegefeuer? Im Ernst..!?“
    Jan stockte der Atem.
    „Ehm..?“ Jan stotterte ein wenig. Hatte er was falsches gesagt? Elke schaute ihn todernst an.
    „Genau da schicke ich Dich jetzt hin!“
    Jan war verdutzt und wurde rot. Elke schritt auf ihn zu und drehte ihn herum.
    „Da bringe ich Dich jetzt hin!“
    Ihr Arm schob ihn sanft am Rücken vorwärts. Erst jetzt verstand er.
    „Oh nein!“
    „Oh doch..!“
    Elke hauchte ihn ins Ohr.
    „Doch da gehen wir jetzt zur Beichte und Buße und fragen nach einem Adapter!“
    Jan hatte erst jetzt den Stand bemerkt, der sich auf der rückwärtigen Seite des Eichefurnier Traums der FAZ im Aufbau befand.
    „Nein! Ich zerfalle zu Staub, wenn ich eine Kirche betrete!“
    Jan flehte um Gnade.
    „Die haben ein Ohr für alle Sünder!“
    Elke schob ihn weiter.
    „Katholische Kirche Online – 24 Stunden. Für sie da…“
    Früher hatten sich Baumeister zu Tode gestürzt, wenn sie schiefe Kirchtürme verzapft hatten – hier hätte der Texter vielleicht auch gleichen Weg wählen sollen. Jan grinste und genoß ihre Hand an seinem Rücken.
    „Nein, Schwester. Ich habe zuviel gesündigt – und mein Herz ist nicht rein – Und ich begehe eines anderen Weib –
    Und ich bin beschnitten – Und ich habe früher Hostien geklaut – Und ich bin letztes Jahr aus dem Verein ausgetreten….“
    Elke grinste und drehte Jan an der Schulter.
    „Wir können auch zuerst zur Bundeswehr!“
    Jan lachte laut: „Nein, das geht auch nicht. Ich bin Zivi.“
    Jan mochte das. Mit ihr war alles leichter. Mit ihr war es ein Spiel. Und es ging um viel. Viel Geld. Geld war ihm aber irgendwie egal. Er hatte immer genug davon, ohne fein als reich gewesen zu sein. Und auch in den BWL Vorlesungen interessierte ihn Geld überhaupt nicht. Es waren nur Ziffern. Meist mit vielen Nullen daran.
    „Hallo, Guten Tag. Wir sind hier wohl ihre Nachbarn und haben ein Problem.“
    Zackig und sehr schneidig schaute der junge Unteroffizier hinter demTresen auf. Elke hatte Jan nah an den Tresen geschoben und strahlte über seine Schulter ihr chinesisches Grinsekatzenlächeln. Der leicht pickelige hatte natürlich nur Augen für die Katze.
    Aber der Kater sprach: „Haben sie vielleicht einen Mac zu VGA Adapter. Wir haben da einen vergessen. „
    „Ehm…!
    Jan ahnte schon, dass er auch fragen hätte können, wie sich die neuen Tie-Fighter bei der Luftwaffe so machen, oder ob die neuen Laserwaffen gut in der Hand liegen.
    „Also wir wären Ihnen sehr verbunden, wenn Sie mal ihren Techniker dahinten fragen…“
    „UFZ Schneider! Haben wir Mac zu Vga Adapter?“
    So jung so zackig kam es aus dem jungen Mann am Tresen, der nur kurz den Blick von Elke abwandte und nach hinten in den Stand seine Frage bellte. Jan war überrascht, hatte aber auch das Gefühl, dass die Uniformhülse vor ihm nicht wirklich eine Ahnung von dem Gesagten hatte.
    „Schönen Stand haben Sie hier.“
    Elke grinste den Filzstoffel an und griff sich eine der ausgelegte Broschüren: „Waffengattungen. Komm zu uns!“
    Jan starrte immer noch eiskalt in das filzige Grau vor sich. Diese Uniformen sahen aus als wenn man sie eigentlich mir zum Schwitzen anzog. Und wie er von Kumpels wusste, genau dafür waren sie am besten geeignet.
    Schon lag ihm ein zynischer, garstiger Spruch auf den Lippen, und nur Elkes sanfte Hand an seinem Rücken hielt ihn davon ab die Wurst hinter dem Tresen zu verarschen.
    Die Kletterbewegung ist beim Erreichen der Baumspitze einzustellen.
    „Interessieren Sie sich für eine Karriere in der Bundeswehr?“
    Die Uniformwurst hatte das gerade wirklich in Richtung Elke gefragt. Jan spannte sich an trotz Hand im Rücken.
    „Watt is Uwe?“
    Neben Uniformwurst war ein moppeliger Bürstenhaarschnitt in einem olivgrünen Overall aufgepoppt. Es fehlte wohl das Sir, yes Sir dachte Jan und grinste in sich hinein.
    Die Schwimmbewegung ist beim Berühren der Wasseroberfläche aufzunehmen.
    Uniformwurst Uwe wollte was sagen und vielleicht auch seine Autorität untermauern, aber Elke kam ihm zuvor.
    „Hi – das ist ja nett von ihnen. Herr Schneider!“
    Was machen wir, wenn wir auf eine Mine treten? Normaler Weise ein paar Meter in die Luft fliegen.
    Jan hatte gerade die besten Bundeswehrwitze aus seinem Hinterkopf gekratzt als Elke wieder mal alles in Bahnen brachte.
    „Schneider – die Herrschaften hier haben eine technische Frage.“
    Jan hatte keine Lust das hier länger auszuhalten.
    „Hallo Herr Schneider, wir sind der Stand nebenan und wir bräuchten dringend einen MAC to VGA Adapter.
    Haben sie so was zufällig noch rumfliegen? Wir würden es auch bezahlen?!“
    Schneider grinste fett und lehnte sich gemütlich wie in seiner Stammkneipe über den Tresen, ohne dabei die Uniformwurst auch nur eines Blickes zu würdigen.
    „Mac? Bei der Bundeswehr? Ha. .. haha… Wir haben hier noch Lochkarten..“
    Dabei hielt er etwas in der rechten Hand hoch, das Jan zumindest als RS-323 Schnittstellenkabel erkannte.
    „Nee, zu Hause hätte ich so was sofort für Euch,“ duzte PC-Bediener Schneider kumpelhaft über den Tresen, „aber hier auf dem Stand bin ich schon froh, dass ich die beiden 386 er zum Laufen bekam.“
    Jan hatte eigentlich nichts anderes erwartet und grinste ein wenig mitleidig in Richtung der 386er Landesverteidigung.
    „Haben sie vielleicht eine Idee wo wir hier und jetzt…“
    Jan fragte das höflich und pflichtbewusst und wollte eigentlich nur schnell weg.
    „Geht doch mal rüber zu den Weihrauch-Brüdern!“
    Das kam herzlich und direkt und Jan wusste sofort in welche Richtung Schneider da zeigte.
    „Die sind immer bestens ausgestattet.“
    „Jo Danke, wir schauen mal.“
    Er war schon zwei Schritte weg vom Tresen der Landesverteidigung und brauchte erstmal eine Pause.
    Bundeswehr ging gar nicht, allein schon wegen dieser Filzlappen, die man da tragen musste.

  • Test Artikel 4

    Test Artikel 4

    „Test Artikel 4 „

    chichte auch nicht… und so verkümmert auch dieser Film auf dem Handy-Display neblich geht gar nicht – und die Klamotten auch nicht und die Welten-Zeitreise-Dingens-Geschichte auch nicht… und so verkümmert auch dieser Film auf dem Handy-De Tastatur und pitched es dann Produzenten?!


    Test Artikel 4

    Unsterblich?

    Das war schon bblich geht gar nicht – und die Klamotten auch nicht und die Welten-Zeitreise-Dingens-Geschichte auch nicht… und so verkümmert auch dieser Film auf dem Handy-Display neblich geht gar nicht – und die Klamotten auch nicht und die Welten-Zeitreise-Dingens-Geschichte auch nicht… und so verkümmert auch dieser Film auf dem Handy-Display neblich geht gar nicht – und die Klamotten auch nicht und die Welten-Zeitreise-Dingens-Geschichte auch nicht… und so verkümmert auch dieser Film auf dem Handy-Display neei Superman langweilig und da musste man nicht für studieren um das zu kapieren. lorem

    Unsterblich geht gar nicht – und die Klamotten auch nicht und die Welten-Zeitreise-Dingens-Geschichte auch nicht… und so verkümmert auch dieser Film auf dem Handy-Display neblich geht gar nicht – und die Klamotten auch nicht und die Welten-Zeitreise-Dingens-Geschichte auch nicht… und so verkümmert auch dieser Film auf dem Handy-Display neblich geht gar nicht – und die Klamotten auch nicht und die Welten-Zeitreise-Dingens-Geschichte auch nicht… und so verkümmert auch dieser Film auf dem Handy-Display neblich geht gar nicht – und die Klamotten auch nicht und die Welten-Zeitreise-Dingens-Geschichte auch nicht… und so verkümmert auch dieser Film auf dem Handy-Display neben dem Notebook zu Rauschen.

    Lesen die Schauspieler auch gar nicht mehr die Drehbücher bevor sie sich vor einen Schrottkarren spannen lassen?

  • Test Artikel 3

    Test Artikel 3

    „Test Artikel 3 „

    chichte auch nicht… und so verkümmert auch dieser Film auf dem Handy-Display neblich geht gar nicht – und die Klamotten auch nicht und die Welten-Zeitreise-Dingens-Geschichte auch nicht… und so verkümmert auch dieser Film auf dem Handy-De Tastatur und pitched es dann Produzenten?!


    Test Artikel 3

    Unsterblich?

    Das war schon bblich geht gar nicht – und die Klamotten auch nicht und die Welten-Zeitreise-Dingens-Geschichte auch nicht… und so verkümmert auch dieser Film auf dem Handy-Display neblich geht gar nicht – und die Klamotten auch nicht und die Welten-Zeitreise-Dingens-Geschichte auch nicht… und so verkümmert auch dieser Film auf dem Handy-Display neblich geht gar nicht – und die Klamotten auch nicht und die Welten-Zeitreise-Dingens-Geschichte auch nicht… und so verkümmert auch dieser Film auf dem Handy-Display neei Superman langweilig und da musste man nicht für studieren um das zu kapieren. lorem

    Unsterblich geht gar nicht – und die Klamotten auch nicht und die Welten-Zeitreise-Dingens-Geschichte auch nicht… und so verkümmert auch dieser Film auf dem Handy-Display neblich geht gar nicht – und die Klamotten auch nicht und die Welten-Zeitreise-Dingens-Geschichte auch nicht… und so verkümmert auch dieser Film auf dem Handy-Display neblich geht gar nicht – und die Klamotten auch nicht und die Welten-Zeitreise-Dingens-Geschichte auch nicht… und so verkümmert auch dieser Film auf dem Handy-Display neblich geht gar nicht – und die Klamotten auch nicht und die Welten-Zeitreise-Dingens-Geschichte auch nicht… und so verkümmert auch dieser Film auf dem Handy-Display neben dem Notebook zu Rauschen.

    Lesen die Schauspieler auch gar nicht mehr die Drehbücher bevor sie sich vor einen Schrottkarren spannen lassen?